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Der israelische Identity-Management-Anbieter CyberArk wird Teil von Palo Alto Networks.

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Mit der Übernahme des Identity-Management-Spezialisten CyberArk für rund 25 Milliarden Dollar geht Palo Alto Networks möglicherweise das größte Risiko seiner Geschichte ein.

Palo Alto Networks denkt um

Faszinierend ist dieser Deal insbesondere deshalb, weil Palo Alto Networks über Jahre den Bereich Identity Management bewusst gemieden hat. Und das aus gutem Grund – Kunden zu bitten, ihre Identity-Management-Lösungen über Bord zu werfen und zu ersetzen, hat wenig Aussicht auf Erfolg. “Palo Alto hat Identitätsmanagement jahrelang gemieden, weil das eine tiefgreifende Integration erfordert”, erklärt Akshat Tyagi, Associate Practice Leader bei HFS Research. “Im Gegensatz zu Firewalls oder Endpoint-Tools sind Identity-Systeme mit HR-Datenbanken, Cloud-Plattformen, Legacy-Infrastrukturen und Zugriffsebenen von Applikationen verknüpft. Der erschwert es, sie in großem Umfang bereitzustellen und zu monetarisieren.”

Genau das will Palo-Alto-CEO Nikesh Arora mit der Übernahme von CyberArk angehen, wie er in einem Brief an die Aktionäre seines Unternehmens erklärte. Die Rechnung ist denkbar einfach: Wenn man die Komplexität nicht bewältigen kann, kauft man das Unternehmen, das sie bereits gelöst hat. Und CyberArk ist nicht irgendein Identity-Anbieter, sondern zählt zu den Marktführern in diesem Bereich. Entsprechend sind die Israelis für viele Anwenderunternehmen die erste Adresse, wenn es darum geht, die “Identity-Flut” zu bewältigen.

CyberArk hat sich im Zentrum dieser Herausforderung positioniert und 2024 einen Umsatz von über einer Milliarde Dollar erzielt (eine Steigerung von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Dem Erfolg zuträglich waren dabei auch die strategischen Akquisitionen. So hat CyberArk seinerseits etwa den Machine-Identity-Spezialisten Venafi (1,5 Milliarden Dollar) und den Identity-Governance-Anbieter Zilla (165 Millionen Dollar) übernommen.

Integrationsbedenken

“Wenn die Integration effektiv verläuft und der Fokus dabei darauf liegt, die Sicherheitslage zu verbessern, konsolidierte Schnittstellen zu gewährleisten, die Betriebsabläufe zu optimieren, Informationen auszutauschen und Bedrohungen proaktiv zu identifizieren, wird das ein großer Erfolg”, fasst Sunil Varkey, Berater bei Beagle Security, die optimistische Perspektive auf den Deal zusammen.

Allerdings weisen Übernahmen im Bereich Cybersicherheit diesbezüglich eine eher durchwachsene Erfolgsbilanz auf. Allerdings ist die CyberArk-Übernahme auch ein spezieller Deal für Palo Alto – schließlich ist er mit einem Volumen von 25 Milliarden Dollar etwa 25-mal so groß wie üblich. Und Identity Management ist eben nicht nur ein weiteres Security-Tool. Vielmehr geht es dabei um grundlegende Infrastruktur, die jeden Bereich eines Unternehmens betrifft.

Umso schlimmer wäre es, wenn die Integration eher ungünstig verläuft – meint auch Berater Varkey und warnt: “Wenn es nur darum geht, Marktanteile zu gewinnen, den Umsatz zu steigern oder Kunden zu binden, wird das ein schlechtes Kapitel. Angesichts unterschiedlicher Kulturen, Stakeholder-Segmente und Teilbereiche dürfte das nicht so einfach werden.”

Das große (Cybersecurity-)Ganze

Nach der Übernahme von Wiz durch Google (für 32 Milliarden Dollar) ist der Palo-Alto-CyberArk-Deal dieses Jahr der zweitgrößte Merger im Security-Bereich. Dieser Konsolidierungstrend birgt jedoch auch Risiken, wie Tyagi erklärt: “Käufer sollten genau darauf achten, wie sich ihre Sicherheitsarchitekturen entwickeln. Flexibilität durch modulare Designs aufrechtzuerhalten, klare Ausstiegsbedingungen zu definieren und die vollständige Abhängigkeit von einem einzigen Ökosystem zu vermeiden, werden entscheidend sein, um langfristige Agilität und Kontrolle zu gewährleisten.”

Ob Palo Alto die Funktionen von CyberArk erfolgreich integrieren kann, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch klar: Der Konzern setzt seine Zukunft auf die Idee, dass Kunden umfassende Sicherheitsplattformen wollen – und immer mehr von Tool-Flickenteppichen abrücken. (fm)

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